Wann habt ihr die das letzte Mal bewusst wahrgenommen? 30 Minuten, in denen man einfach daliegt, den Himmel über sich und unter sich den Boden, fest geerdet?
Ich hab es heut getan, im Rahmen des Kunstprojektes "Silent Sky Project" zur Ostrale `012. Ins Leben gerufen von Rob Sweere, einem Künstler aus Holland.
Auf dem Platz vor der Frauenkirche in Dresden trafen sich all Jene, die für eine halbe Stunde miteinander und ebenso jeder für sich selbst innehalten und sich sammeln wollten. Auf den Pflastersteinen vor jenem bedeutungsvollen Bauwerk.
Es war eine andere, neue Erfahrung, gemeinsam für ein Kunstprojekt in sich selbst zu ruhen und in die Weite des Universums zu schauen. Mächtig blau war der Himmel und nur vereinzelte kleine Wolken zogen vorbei.
Erinnerungen an vergangene Zeiten kamen mit ihnen. An Freunde, mit denen ich
Und dann das Lauschen auf das Drumherum. Wenn man die Augen schließt, hat man die Chance, sich voll und ganz auf die Geräusche ringsherum zu konzentieren. Die Pferdekutsche, die das Klippklapp der Hufe und das bollerne Geräusch der Räder erst lauter und dann wieder leiser werden lässt. Die Menschen, die diesen würdevollen Platz besuchen und leise zu flüstern beginnen, als sie gelesen haben, worum es geht. Radfahrer, die vorbeihuschen und jede Menge Geräusche von Fotoapparaten. Dazu der Musiker, der für uns eine halbe Stunde die schönsten Töne zauberte ...
Und ich lag da, wunderbar verloren in Zeit und Raum. Vollkommen geerdet und freigeatmet. Solche 30 Minuten sollte man sich viel öfter gönnen!
Sollte Rob Sweere zu euch in die Stadt kommen, nutzt die Chance, dabei zu sein.
Das klingt wunderbar ! Vielen Dank für das Teilen Deiner Eindrücke. Viele Grüße Synnöve
AntwortenLöschenKann man mitten in der Großstadt Stille genießen? Also mir fällt das sehr schwer und ich fühle mich oft von der Kakophonie der Geräusche und Gerüche schier erschlagen. Manchmal flüchte ich in fremden Städten dann in eine Kirche. Meistens durch die dicken Mauern und Türen abgeschottet vom Lärm der Stadt, kühl und friedlich. Ansonsten versuche ich die Stille möglichst oft zu bekommen - auf Spaziergängen allein in den Bergen, im Wald oder am Meer am frühen Morgen. Irgendwo hinsetzen, Augen zu und die Abwesenheit von Lärm genießen.
AntwortenLöschenOb ich das könnte, inmitten anderer Menschen, mitten in der Stadt? Hmm...
Toll, dass es für Dich eine so schöne Erfahrung war.
Lieber Gruß,
Katja
Auf diesem Platz hast du keinen typischen Lärm einer Stadt, er ist ringsherum von Häusern umgeben, die Autogeräusche und störenden Lärm abhalten. Die Touristen, die ringsherum angelaufen kamen, empfand ich nicht als störend. Ihre Kommentare zu diesem Projekt erheiterten mich, denn sie flüsterten alle ringsherum, als sie mitbekamen, worum es geht.
LöschenEs war eine andere Form von Stille und manche Geräusche kann ich auch gut ausblenden. Ich glaube, dieses bwusste Hinlegen, Augen schließen und einfach nichts tun außer Himmel ansehen oder Augen schließen und lauschen, das war so schön. Die Zeit nehme ich mir sonst leider viel zu selten.
Schön war auch zu spüren, wie das Kopfsteinpflaster auf die Sonnenstrahlung reagierte, überhaupt einfach so auf dem Boden zu liegen vor dieser großartigen Kulisse. Allein würde ich das nie tun. Aber für dieses eine Projekt war es ganz großartig!
Allerdings gehe ich sonst zum Innehalten auch eher ins Grüne. Schon allein deshalb mochte ich heute diese etwas andere Zeit sehr.
Guten Abend Frau noz!,
AntwortenLöschendas sind wundervolle Worte, die sich hier finden lassen. Noch schöner vielleicht nur der Gedanke daran, DASS sie geschrieben werden und sie gleichsam dazu einladen, ein Stück des Tages, einige Augenblicke nur, mit den klaren Augen eines anderen Menschen zu sehen. Erinnert zu werden. Die gleichen Momente geteilt, nicht verloren im vergessenen Rest des Alltags. In diesen dreißig Minuten, die mir überaus kurz erschienen, ist mir bewusst geworden, wie vielfältig und ausgeblendet die Geräusche des Tages ansich sind. So wie die Augen von Bild zu Bild hetzen, der Geist (zu häufig) zwischen zu vielen Wahrnehmungen zu wählen und sich zu entscheiden hat, quält sich mein Ohr sonst durch den Klangbrei. Gehör erlangt, was am lärmigsten.
Und gestern Vormittag? Keine Stille zwar, doch Konzentration. Jeder Ton findet seinen Widerhall im Kopf. Wie ein Mahl, dessen Zutaten, frisch zubereitet, einzeln auf dem Teller liegend dem Gaumen zu schmeicheln trachten.
Jeder Tag sollte uns solche Minuten schenken...
Ja, und ich hätte so gern zehn Euro in die Mütze des Musikers geworfen, auf dass er dreißig Minuten still sei... ;o)