08.07.2012

Die Elf ist die kleinste Schnapszahl.


Und deswegen stoße ich jetzt ganz kräftig an! Denn gestern hat der kleine Mann sein erstes Turnier gespielt.

Der Abend vorher voller Aufregung, Herzklopfen, als wenn die Abschlußprüfung im Abi bevorsteht und der Wunsch, endlich einen Pokal, eine Medaille oder Urkunde zu erspielen. Er erinnerte mich an meine eigene Zeit, als wir zu sechst einem Ball hinterherrannten und versuchten, mit einem gezielten Wurf ins Eck, ein Tor nach dem anderen zu erzielen. (Mit dem Wechsel zum Volleyball verlor sich allerdings mein Interesse an Wettkämpfen und es erwachte der Spaßfaktor - sehr zum Leidwesen meiner Trainerin.)

Gestern Morgen brauchte es kein Wecken meinerseits. Seine Aufgeregtheit hatte sich über Nacht gehalten und ließ ihn nervös am Frühstückstisch sitzen, immer mit dem Blick zur Uhr. Geholfen haben nur beruhigende Worte meinerseits.

Beim Warten auf die Anderen aus der Mannschaft schien die Zeit stillzustehen, zog sich wie Kaugummi in die Länge und steigerte seine Nervosität.

Dann der große Moment, als er das erste Mal in seiner Teamkluft aus der Kabine kam: Wie ein Großer. Als hätte er in den letzten Jahren nichts anderes gemacht. Und dennoch noch ein bisschen unsicher, noch nicht ganz bei der Mannschaft angekommen.
Als sie sich vor dem Spiel zu einem Kreis formierten, um ihren Zusammenhalt zu demonstrieren, stand er in einiger Entfernung und schaute ihnen zu. Und just in jenem unsicheren Moment passierte das, was ich an dieser Mannschaft in den letzten vier Wochen beim Training sehr zu schätzen gelernt hatte, das, was ich wahre Größe nenne. Sie schauten sich um und riefen ihn zu sich ... Mannschaftsgeist, den haben sie, auch wenn er im Spiel manchmal vor lauter Freude um den Ballbesitz ein bisschen untergeht und es einzelne Spieler gibt, die glatt an Balotelli erinnern, der gut und gern vom eigenen zum gegnerischen Tor durchzieht, damit er allein den Ball ins Netz brettern kann. Aber das lernen sie noch, da bin ich mir ganz sicher!




Der kleine Mann liebt es übrigens zu köpfen. Mir persönlich kommt das immer ziemlich heftig vor und bringt mir jenen furchtbaren Tag zurück, als er im zarten Alter von drei Jahren vom Fußball getroffen nach hinten umkippte wie ein Bowlingkegel. Strike! Und ich mich des nachts mit einem blutüberströmten Kind in der Notaufnahme wiederfand. (Sein Bett erinnerte an einen Meuchelmord.)

An der richtigen Technik arbeiten wir noch ...




Zum Tore schießen kam er heute nicht - macht sich schlecht in der Abwehrposition. Aber abwehren geht :-)




Für´s schnelle Ball nach vorne bringen waren andere zuständig und es war zum Teil ein schönes, interessantes Spiel.
Merke jedoch: Als Mutter niemals unbedarft und lauthals über das eben geschossene Tor der eigenen Mannschaft freuen, wenn der Feind in der Nähe ist ;-) (Gott sei Dank war´s ein Freundschaftsturnier, aber man weiß ja nie!)




In den Pausen zwischen den einzelnen Spielen gab´s aufbauende Worte vom Coach und ein paar taktische Hinweise.




Und nach Ende aller zu bestreitenden Spiele und dem Warten auf die Abschlusszeremonie Posen für die Fotografin :-)




Und dann - TADAAAAAAA - endlich die erhoffte Medaille.

Das war wie ein Ritterschlag, ein Einser in Mathe, Kaugummi unter den Tisch kleben, nur mit Katzenwäsche ins Bett gehen zu können, Mama die Karten von R2D2 zu schenken, Pizza nach Hause geliefert zu bekommen und im Bett zu essen, den Tisch nicht abräumen zu müssen, mit Freunden um die Wette zu rülpsen, im Weitpinkeln zu gewinnen oder beim Training ungeniert auf den Rasen spucken zu dürfen.

Oder alles auf einmal. Und doch viel besser!

Strike! Strike! Strike!






Was mich richtig glücklich gemacht hat: Dass der Papa und die Großeltern vom Kleinen mit dabei waren. Ich danke euch sehr dafür!

Einen seeligen jungen Fußballprofi hatten wir gestern! (Und eine Mutter, stolz wie Bolle und ein bisschen heiser vom Anfeuern. Langsam verliert das Wort Fußball seinen alptraumhaften Charakter.)


2 Kommentare:

  1. Hey,
    das hast Du wunderbar und so voller Liebe und Stolz festgehalten und niedergeschrieben, dass ich völlig gerührt bin.
    Gratulation an das Team und Dir zu solch einem tollen Helden !!
    Einen schönen Sonntag und liebe Grüße von
    Joona

    AntwortenLöschen
  2. Dann alles Gute für die Fußballerzukunft. Die Farben versprechen schon was!!!

    LG
    Brigitte

    AntwortenLöschen

Schön, dass du hier bist. Ich freu mich sehr über ein nettes Wort oder zwei oder drei :-)