Wer als Tourist nach Dresden reist und genügend Zeit mitgebracht hat, wird in den meisten Fällen auch gen Osten weiter fahren, um seine Seele im Elbsandsteingebirge baumeln zu lassen.
Auch heute noch ist dieses vor 90 bis 95 Millionen Jahren aus einem Kreidemeer entstandene Gebirge nicht nur eines der größten (touristischen) Auflugsziele um Dresden herum, sondern ebenso Abbaugebiet für Sandstein.
Slawische Siedler haben vermutlich schon im 7. Jahrhundert diesen Stein genutzt, um daraus
Hirsestampftöpfe herzustellen, sie als Wetz und Schleifsteine sowie für Handmühlen zu benutzen.
Als im 12./13. Jahrhundert die Siedlungen größer und zahlreiche Kirchen, Klöster und Burgen erbaut wurden, wandelte sich die zu dieser Zeit vorwiegend bäuerliche Nutzung der Sandsteine. Es entwickelte sich ein eigenes Steinbrecherhandwerk und die größeren Steinbrüche entstanden.
In Dresden wurde mit dem dort abgebauten Sandstein um 1257 die erste steinerne Brücke und in Meißen der Dom erbaut.
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Später, als die Elbe durch die entstandene Flussschifffahrt als kostengünstiger Transportweg diente, wurde der Steinbruch vorrangig entlang des Flusses betrieben, so dass dieses ehemals märchenhafte mit bewaldeten Hängen, Felsnadeln und Felsabsätzen besäte Elbtal aufgeweitet und stark verändert wurde. Nicht immer zu seinen Gunsten. Und vorallem vorrangig rechtselbisch. Damit auch im Winter die sonnenbeschienene Seite für die Steinbrucharbeiten genutzt werden konnte.
Als Steinbrecher arbeiteten oft sämtliche männliche Mitglieder einer Familie. Und dieser Knochenjob forderte sehr zeitig seinen Tribut. Mit 30 Jahren waren die Männer so kaputt, dass sie diese Arbeit nicht mehr ausführen konnten, viele starben schon mit 40 Jahren.
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Nach dem Abgang der Wand kam diese auf dem vorbereiteten Horzelbett zu liegen, wo die Steine weiter verarbeitet wurden.
Um im Falle eines vorzeitigen, unbeabsichtigten Abganges des Wandmassivs dem dadurch sicheren Tod entgehen zu können, bedienten sich die Hohlmacher eines kleinen Tricks. Nachdem die Stämme zum Absichern eingetrieben waren, klemmten sie in die Spalten, die sich ergaben, ihre kleinen Schnapsflaschen.
Zersprangen diese während der Aushöhlarbeiten, wussten die Arbeiter, dass es Zeit ist, aus dem Felswerk zu flüchten und konnten so noch die anderen, draußen Arbeitenden warnen.
Nichts desto trotz forderten die Steinbauarbeiten viele Tote, denn es gab unvohergesehene Wandabgänge, bei denen sich niemand in Sicherheit bringen konnte.
Heutzutage sind die Sandsteinabbauarbeiten einfacher und weniger gefährlich, zumal in der heutigen Zeit die Arbeit am Stock vollzogen wird, der Abbau also von oben nach unten erfolgt.
Ist man in Dresden unterwegs, sieht man Sandsteine in und an Gebäuden in allen möglichen Facetten.
Mit vielen unendlich schönen Strukturen.
Mehr dazu gibt es ein andermal.
Wer übrigens gern mal eine geführte Steinbruchwanderung miterleben möchte, auf der er zahlreiches Hintergrundwissen erwerben kann, der kann sich hier bei einer Steinbruchführung durch die Sächsiche Schweiz anmelden.
Interessant! Hier haben nur ausgewählte Gebäude Sandstein-Dekorationen: das Gerichtshaus, das alte Gymnasium.....
AntwortenLöschenHerzlichst
yase