13.11.2013
Ein Blick zurück. Ein paar nach vorn.
Heute nehme ich euch mit auf eine kleine Reise in die Vergangenheit.
Der Herbst hat neben dem Laubraschelkuscheln und Hüpfburgenbauen seinen ganz besonderen Reiz, wenn er nach dem großen Blätterwurf des morgens und abends feinste Baumscherenschnitte vor der Linse spendiert. Das ist eine der Großartigkeiten, die ich an den kühlen Jahreszeiten so sehr mag.
Von grandiosen Himmelsszenarien einmal ganz abgesehen.
Beim Aufräumen fielen mir Relikte aus der Studienzeit in die Hand. Aus Zeiten also, da der Einsatz eines Computers eher beklemmende Gefühle hervorrief, weil ich mit der Technik so gar nicht vertraut war, weil diese Maschinen sowieso machten, was sie wollten.
Damals vereinten sich mit teuersten Tuschestiften auf Transparentpapier gezogene Linien zu einem neuen Eingangsbereich für den Zoo ...
und skizzierten schönste Dreiseithöfe auf großflächige Formate. Jedes Mal, wenn ich diesen Hof in Colmnitz sehe, fliegen die Erinnerungen an die Studienzeit herbei und setzt sich diese Zeichnung im Kopf fest, während sie sonst unter der Matratze meiner Schlafstätte ruht..
Was haben wir geflucht, wenn wieder mal ein Strich falsch gezogen oder der Entwurf vom Prof umgeschmissen wurde. Dann hieß es neu zeichnen oder mit der Rasierklinge kratzen und hoffen, das Papier möge halten.
Mit den Praktikas in verschiedenen Büros kam nicht nur jede Menge Erfahrung hinzu, sondern auch der Vorzug, dass wir von den damaligen Gestaltungsmitteln profitierten. Und so wurden aus den Bäumen die wir anfangs noch mit der Kreisschablone oder frei Hand zogen irgendwann Scherenschnittbäume.
Genau dafür brauchten wir Herbst und Winter.
Damit sie Modell standen für die Skizzen, die dann kopiert und auf Klebefolien gedruckt in die Zeichnungen wandern konnten. Damit dem Wohnen im Grünen auch Rechnung getragen wurde.
Die Überbleibsel von damals habe ich gestern hervorgekramt und mich dabei mit den Jungs köstlich amüsiert. Die Autos fanden sie uncool, freuten sich aber wie bolle über 2-Raum-Wohnungen, Teeküchen, Caféteria und Freisitze - während ich die Bäume heraussuchte und belustigend feststellte, dass wir schon im Studium fleißig jedes Muster nutzten, das sich bot, um unsere Zechnungen zu füllen. Da gab es einen Pullover, der kopiert wurde, ein Handtuch, das als Rasenfläche diente und nicht zu verachten, die Wolkenbilder, die jeden Entwurf aufhübschten.
Gestern habe ich wieder einmal Bäume geklebt, weil eine Stadt Grün braucht. Und Vögel, die sich einnisten.
Und weil mir der große Monsieur mal erzählte, dass es auch im Himmel Bäume gibt.
Schlussendlich aber wanderten die Bäume in den Scanner und wurden wie anno dazumal kreisrund kopiert und zu einem feinen Scherenschnittbaummuster geformt.
Verfielfacht und verschoben gäb das ein großartiges Herbstwintergeschenkpapier.
Genau deshalb mag ich die blätterlosen Schattenrisse so sehr und finde darin nicht nur wunderbare Ansätze zum Mittwochsmustern, sondern auch eine beruhigende Wochenmitte ... im Erinnern an gute alte Zeiten und der Freude an dem, was die Natur gerade zu bieten hat.
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Ganz ehrlich: Wann kommt Dein Buch? Mit kleinen Geschichten und Zeichnungen (die mir von Woche zu Woche besser gefallen) und Mustern dazu? Ich würde es sofort kaufen! Aber bitte so ein richtiges, nicht son olles e-Book... :)
AntwortenLöschenLG /inka
Oh wie schön, das ist ja eine halbe Biografie von Katja..., ja die alten Studien-Sachen bestehen bei mir leider fast ausschließlich aus oft unleserlich gewordenen (Durchschlagpapier, Ostfilzschreiber...) Reihungen von Schriftzeichen, die wohl mal eine Bedeutung hatten oder haben sollten... (sicher...) . Deinen Umgang mit Material finde ich herzerfrischend... Und die Bäume, besonders die zwischen den Häusern und im Himmel, sowieso ;-) Lieben Gruß Ghislana
AntwortenLöschenEin schöner Ausflug in dei Vergangenheit, der mich daran erinnert hat, wie ich fast täglich im Praktikum mit aus tausend Einzelteilen zusammengesetzten Plänen zur Druckerei gelaufen bin, um sie großkopieren zu lassen und sie dann nachträglich farbig anzulegen... da hat die Technik schon einiges an Erleichterung gebracht, wenn ich das Handzeichnen auch nicht aufgegeben habe und es mit dem Computer, vor allem beim Colorieren, vermische.
AntwortenLöschenWitzig finde ich, dass ich auch auf meinen alten Plänen aus dem Studium schlafe - sie liegen auch unter meiner Matratze im Bettkasten. ;-)
Herzlich, Katja
An das Kratzen mit der Rasierklinge erinnere ich mich auch aus meiner Studienzeit ... mit Gruseln. Wunderbare Rückblicke bei dir.
AntwortenLöschenDas Häschen auf dem Freisitz mag ich sehr sehr sehr, ich glaube ich bin der Fuchs da runter.
Liebe Grüße von Lucia
Ach, Katja, das ist ja wiedereinmal der Hammer, der Zeitsprung durch dein Leben, durch unsere Generation, von Architektur zu Illustration... , so viel hat sich verändert...das beklemmende Computergefühl kenne ich auch noch sehr gut, ich habe geheult! Und das Kratzen auf Transparentpapier kenne ich auch noch... Hach, ich danke von Herzen und bin begeistert von den Baummustern.
AntwortenLöschenAlles Liebe wünscht Michaela
so fein, die baumgerippe — und es dürfte wohl gerade altesansehzeit sein, bei mir gestern ein ganzer stoß zeichnungen aus studienzeiten :)
AntwortenLöschenOh, wow, beeindruckende Geschichte und Bilder!
AntwortenLöschenGerne gelesen und geschaut!
Liebe Grüße, Sonja
welch feine erinnerungen! ja, was die natur so hergibt - genießen! der kleine hase auf der wolke - ja, eine eigene kleine welt kann sie sein! so schön!
AntwortenLöschenlieben gruß
dania
Ich sitze einmal mehr sprachlos vor Staunen vor meinem Bildschirm....
AntwortenLöschenDu bist sowas von genial!
Herzlichst
yase
Eine sehr schöne Reise in deine Vergangenheit. Da ich Scherenschnitte so liebe, sind die Bäume im Winter für mich immer besonders schön ( und im Frühling, Sommer, Herbst :-) 9.
AntwortenLöschenDeine Zeichnungen erinnern mich außerdem an die Arbeiten meines Vaters, von dem die Liebe zu Schwarz-Weiß kommt ( und von meiner Mutter die zu barocker Farbenpracht :-) )
Danke für Das Anstoßen von Gedanken!
Astrid
Die Geschichten zu deinen Musterbildern sind wirklich was Besonderes. Und wie bezeichnend, dass es eine Kreisform geworden ist - irgendwie fügt sich doch alles zusammen...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Christiane
nicht nur dein muster ist fantastisch, auch die geschichten dazu!
AntwortenLöschenliebe grüße von mano
Beschwerlich war es, aber wieviel lebendiger die Ergebnisse! Ich kann mich immer noch in solche halb hand-, halb maschinengefertigten Schwarz-Weiß-Plänen verlieben. Deine Bäume sind wunderschön.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Mond
Lustig, in meiner Studienzeit wurde auch noch eifrig gekratzt, wie geht das Ändern doch heute leicht... Solche Bäume kenne ich gut, ich verwende sie auch im heutigen Computerzeitalter noch gerne als Bilder in den Plänen. Was haben wir Stunden damit verbracht, irgendwelche Flächen zu punkteln und zu schraffieren, heute geht das mit einem Klick. Dein Baummuster ist wunderschön geworden und weckt auch bei mir Erinnerungen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Dani
wunderschön in allen Grössen, Deine Bäume! und die Geschichten natürlich auch…
AntwortenLöschenherzliche Grüsse aus der ziemlich umgrünen Stadt!
Ein Traum das Muster... wo es herkomnt, wie es aussieht - ein Traum! :)
AntwortenLöschenDeine Geschichte ist ganz bezaubernd! Und Deine Kids sehen das so pragmatisch: mag ich, ist cool - mag ich nicht!
AntwortenLöschenAber das Beste ist, was Du dann draus entstehen ließt. Schön und ein guter Abschluß meines Tages!
Gute Nacht und liebe Grüße
Suse
eine wirklich tolle kleine Reise in die Vergangenheit mit wunderschönen Bildern.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Armida
Das tolle Baummuster errinnert mich schlagartig an die gleiche Zeit. (Oh ja, natürlich auch die Frage ob das Papier hält, wenn man es mit der Rasierklinge bearbeitet hat)
AntwortenLöschenEine wunderbare Rückschau!
Lg Carmen